Pilzbestimmung mit der Pilzschule:Morcheln & Co.

Wie heißt der Pilz? Morchel oder Lorchel?

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Die fast tägliche Anfrage bei der Pilzberatung im April und Mai ist, wie sich Morcheln (Morchella) von Lorcheln (Helvella, Gyromitra u. a.) unterscheiden. Gemeint ist dabei fast immer, wie sich eine gefundene Speise- oder Spitzmorchel von der Frühjahrslorchel unterscheidet. Fatal für den Laien ist, dass beide an ähnlichen Stellen, ja sogar an einer Stelle gemeinsam wachsend vorkommen können. Da die ökologischen Abhängigkeiten dem Laien erfahrungsgemäß absolut nichts sagen, beschränken wir uns hier auf die Differenzierung rein nach makroskopischen Merkmalen. Um den vielen Anfragen gerecht zu werden, wollen wir hier nun nachfolgend die Unterschiede verdeutlichen. Mit dem Titel “Speisepilze und ihre Doppelgänger” sowie “Einführung in die Pilzkunde” sind inzwischen zwei neue Pilzlehrfilme der Pilzschule erschienen, die Antworten auf genau diese und unzählige weitere Fragen eines ganzen Pilzjahres geben. Dies verstehen Sie bitte als Beispiel, wie Pilzaufklärung

Speisemorchel_1

Morcheln haben einen bienenwabenartig
vertieften Hut und einen Stiel mit kleiig-
körniger Oberfläche

Frühjahrslorchel_1

Lorcheln besitzen einen lappigen bis hirnartig gewundene Hut und einen furchigen, runzeligen Stiel

Beschreibung Morcheln (Gattung: Morchella)
Der Hut sowohl der der Speise- wie auch der Spitzmorcheln ist mit so genannten Alveolen ausgestattet. Das sind die auf den Bildern gut sichtbaren, grubenartigen Vertiefungen. Diese sind wiederum von der aus unendlich vielen, winzigen schlauchartigen Zellen bestehenden Fruchtschicht, dem Hymenium überzogen. Wegen des optischen Gesamteindruckes dieser Hutbeschaffenheit spricht man bei Morcheln von einem „bienenwabenartig gekammerten“ Hut. Die Alveolen sind dabei durch Rippen mit einer sterilen Kante getrennt sind. Daher haben diese Kanten häufig eine andere Farbe. Der Hut geht dabei deutlich in den abgegrenzten Stiel über, ist also nicht wie bei der Käppchenmorchel glockig abgesetzt. Morcheln sind gänzlich hohl und erscheinen nur im Frühjahr. Bei den Morcheln gibt es keine giftigen Arten. 

Unterscheidung Spitzmorcheln und Speisemorcheln
Spitzmorchel_1Bild 1.
Wenn die Alveolen durch Längsrippen ± deutlich in Reihen ausgerichtet sind, haben wir eine der 
Spitzmorcheln
vor uns.
(Das nebenstehende Bild von seiner ersten Morchel stellte uns Günter Schier zur Verfügung)

 


Speisemorche-nah_1
Bild 2.
Sind dagegen die Alveolen unregelmäßig durcheinander angeordnet, handelt es sich um eine der 
Speisemorcheln.

 

 

 

Speisemorcheln
Bei den Speisemorcheln wiederum werden etwa fünf Arten bzw. Varietäten wie folgt unterschieden:
1. Die im Jugendzustand ± graue, später in Ockergelb bis Wachsgelb übergehende Speisemorchel (M. esculenta) höchst persönlich hat einen ± stumpf kegeligen und etwa 3-10 cm hohen Hut und ist dabei etwa 3-7 cm breit. Der Stiel ist ockerweißlich mit körnig-kleiiger Oberfläche.
2. Ist dagegen der Hut mehr rundlich kugelig und nie höher als breit und die Farbe wie vorstehend, spricht man von der Rundmorchel (M. rotunda).
3. Falls aber der Stiel sehr stark aufgeblasen-bauchig und dabei 3-4mal länger als der Hut ist, handelt es sich um Morchella crassipes
4. Schließlich gibt es noch eine Variante, bei der der ganze Fruchtkörper weißlich ist. Dann spricht man von der Weißen Speisemorchel (M. alba). 
5. Außerdem kann beispielsweise auf Waldbrandflächen uns noch ein Typ mit gänzlich samtig schwarzem Fruchtkörper, und jung stark weiß bewimpert Alveolenränder begegnen, dann haben wir die Schwarze Speisemorchel (M. atrotomentosa) vor uns.

Spitzmorcheln
Bei den Spitzmorcheln werden je nach Auffassung der Mykologen etwa sechs Arten bzw. Varietäten wie folgt unterschieden:
1. Meist ist der gesamt Fruchtkörper der Spitzmorchel (M. conica) etwa 6-20 cm hoch, wovon der Hut ± die Hälfte ausmacht. Der Hut ist häufig ± spitz-kegelig, dabei graubraun bis olivbraun. Bisweilen sind die ± streng parallelen, dicklichen Rippen etwas schwärzend. Der weißlich-ockerliche Stiel ist meist wenig gerunzelt oder allenfalls an der etwas blasigen Basis und am Hutansatz deutlich abgesetzt, dabei einige Millimeter zurücktretend.
2. Ist der Stiel dagegen stark fleischrötlich werdend und treten die Längsrippen stark hervor und sind bald schwärzend dann handelt es sich um Morchella costata.
3.Ein weiterer, etwas zarterer und kleinerer Typ, oft mit fleischrosa Einschlag, aber auch ohne diesen und dann mit vorwiegend grauer Farbe wird als Morchella deliciosa abgegrenzt.
4. Schließlich gibt es mit Morchella rigida eine Art, bei der der Hut satt ockergelb bis ockerbraun ist und die Rippen etwas unregelmäßiger und stellenweise gar kraus sind. 
5. Beim Brandstellentyp (Morchella nigripes) sind Hut und Stiel samtig schwarz, wobei die Alveolenrippen weiß bewimpert sind. 

Die Hohe Morchel (Morchella elata) ist größer (bis 25 cm) als die vorigen Arten. Auffällig ist, dass der Stiel beim Übergang in den Hut gleichbreit wie dieser und nicht oder nur unbedeutend zurücktretend ist. Dabei ist der Hut häufig auffällig kürzer als der Stiel, mehr olivbraun und mit deutlich hervortretenden Längsrippen.

Beschreibung Lorcheln (Gattung: Gyromitra)
Die Gattung Gyromitra umfasst nur zwei Arten, die ausschließlich im Herbst wachsende, ebenfalls giftige Bischofsmütze sowie die nur im Frühjahr wachsende Frühjahrslorchel. Die Frühjahrslorchel (Gyromitra esculenta) wird in manchen Gegenden auch Stockmorchel genannt.

Frühjahrslorchel (Gyromitra esculenta)
Stockmorchel - Frühjahrslorchel_1Der gesamte Hut der Frühjahrslorchel ist von der aus vielen schlauchartigen Zellen bestehenden Fruchtschicht gänzlich überzogen und dadurch einheitlich ± rotbraun gefärbt. Es gibt auch Exemplare, die blasser gelbbraun oder auch dunkler, fast schwarzbraun gefärbt sind. Der Hut ist ± hirnartig gewunden, bis lappig verbogen und meist zwischen 4 und 13 cm breit, bzw. hoch. Der hohle, brüchige Stiel (1-6/2-4cm) ist runzelig und furchig, dabei schmutzig weißlich bis fleischrötlich, oder auch schmutzig bräunlich. Der Pilz wächst im April und Mai im Nadelwald, besonders gern aber um Nadelholzstubben. Daher auch der zweite Name: Stockmorchel. Auch bei diesem Pilz ist eine mit weißliche Fruchtschicht versehene Variante (var. alba) bekannt. Der Pilz ist roh tödlich giftig. Auch bei vorschriftsgemäßer Behandlung durch Abkochen oder Trocknung ist es schon zu ernsthaften Problemen gekommen. Daher ist vom Verzehr dringend abzuraten.