Häufig gestellte Fragen zu Pilzvergiftungen

Pilze und Psyche
Pilze und Bufotenin
Pilze und Tollwut
Pilzvergiftungen durch Aufnahme über Haut und Lunge
Pilze und radioaktive Substanzen
Pilze und Mutterkorn
Pilze und Blausäure
Pilze und Mykosen
Pilze und Myko-Toxikosen
Pilze und Schwermetalle
Pilze und Fuchsbandwurm
Aufruf: Wer weiß was dazu - Pilzvergiftungen mit Röhrlingen

Pilzfreundetreff - die mobile Pilzschule will an dieser Stelle einige Antworten zu
häufig gestellten Fragen in der Pilzberatung, in der Pilz-Vergiftungs-Verdachts-Beratung und bei Pilzlehrwanderungen geben.

Pilze und Psyche
Zweifel an der Ungiftigkeit bereits verzehrter Pilze äußern sich in Angstzuständen, die auf dem Weg psycho-vegetativer Mechanismen tatsächlich Vergiftungssymptome mimen können. Das habe ich mehrfach persönlich erlebt. Vor allem dann, wenn ich mit Neulingen während einer gemeinsamen Pilzmahlzeit munter über Pilzgifte und Pilzvergiftungen dozierte. So können Beklemmung, Erregung, Pulsbeschleunigung, Atemnot, Brechdurchfälle und Bauchschmerzen rein psychisch ausgelöst werden.

Pilze und Tollwut
Auch wenn Waldbesitzer und Jäger gern etwas Anderes verbreiten: Tollwut-Viren sind nicht hitzeresistent und werden beim Kochen auf jeden Fall zerstört. Die über eine Pilzmahlzeit mögliche Aufnahme von Tollwut-Viren bleibt ohne Folgen, da der Infektionsweg über die (z. B. verletzte) Haut geht.

Pilze und Bufotenin
Pilze wie der Gelbe Knollenblätterpilz (Amanita citrina) und der Porphyrbraune Wulstling (Amanita porphyria) enthalten Bufotenin in größerer Menge. Das in Speisepilzen vorkommende Bufotenin wird bei der Verdauung im Magen-Darm-Trakt entgiftet. – Der Gelbe Knollenblätterpilz ist also streng genommen essbar. Er sollte aber wegen der Verwechselungsgefahr mit dem tödlich giftigen Grünen Knollenblätterpilz gemieden werden. Übrigens: Rund 98% aller auf meinen Praxiskursen befragten Pilzsammler hielten den Gelben Knollenblätterpilz für den Grünen Knollenblätterpilz. Mit dem Grünen Knollenblätterpilz in der Praxis konfrontiert, wurde dieser von weniger als 1% richtig erkannt und angesprochen. Das sollt sehr zu denken geben. 

Pilzvergiftungen durch Aufnahme über Haut und Lunge
Bekannt ist, dass Vergiftungen bei (beruflicher) Verarbeitung großer Pilzmengen in der Lebensmittelindustrie (chronische, gewerbliche Vergiftung durch die Frühjahrslorchel, da Gyromitrin durch Hautkontakt und Tröpfcheninhalation (auch Dämpfe) vom Körper aufgenommen wird) oder in Laboratorien durch Hautkontakt (amatoxinhaltige alkoholische Lösungen, Dimethylsulfoxid-Lösungen, Aufarbeitung von Fliegenpilzen zu wissenschaftlichen Zwecken) mit giftigen Lösungen auftreten können.

Pilze und Blausäure
Reichlich Blausäure findet sich beispielsweise bei Kernen von Mandeln, Aprikosen, Kirschen usw. So können 5-10 Bittermandeln für ein Kind bereits tödlich sein. - Blausäure und verwandte Verbindungen sind in Pilzen ebenfalls weit verbreitet. Diese Giftstoffe verflüchtigen sich aber beim Kochen oder auch Trocknen nicht nur schnell, sondern auch vollständig. Blausäurevergiftungen durch Rohgenuss sind bis heute nicht bekannt geworden. Tipp für Ärzte und ausgebildete Pilzberater: Diese Möglichkeit sollte trotzdem erwogen werden dann, wenn Kinder kurz nach Rohgenuss einiger Pilze an Kopfschmerzen, Schwindel, Atemnot und Erbrechen erkranken oder auch bei ungeklärten Todesfällen.

Pilze und radioaktive Substanzen
Spätestens seit Tschernobyl ist bekannt, dass Speisepilze radioaktives Strontium und Caesium anreichern können. Diese Tatsache hat aber für die Küchenmykologie wenig Bedeutung, da die Toleranzgrenze erst nach Konsum von vielen Kilo Pilzen erreicht oder überschritten wird. Das für Ihre Region zuständige Gesundheitsamt müsste aktuelle Daten Ihrer Region zur Verfügung stellen können. Wer auf der sicheren Seite sein will, sollte die Empfehlung der WHO nicht mehr als etwa 250-300g Frischpilze pro Person und Woche zu essen beachten. 

Pilze und Mykosen
Mykosen sind durch Pilze verursachte Erkrankungen bei Tier und Mensch. Besonders häufig sind die Mykosen der Haut, Haare und Nägel. Es ist bekannt, dass zahlreiche Bodenpilze und Pflanzenparasiten u. a. auch die Lungen befallen können. Die künstlich erzeugte Abwehrschwäche fördert die Ausbreitung der Pilze auch nach Organtransplantationen. 

Pilze und Myko-Toxikosen
Man spricht auch von Sekundärvergiftungen: Myko-Toxikosen sind Vergiftungen von Mensch und Tier durch Stoffwechselprodukte von Pilzen (meist Schimmelpilze) die auf verdorbenen Nahrungsmitteln bzw. Futtermitteln wachsen. Bespiele dafür sind Aflatoxine, das sind Substanzen die vor allem durch Schimmelpilze wie Aspergillus flavus und A. parasiticus besonders an Nüssen und Nussprodukten gebildet werden und Fusariosen die beispielsweise bei verseuchtem Getreide durch Bodenpilze und Pflanzenparasiten aus der Gattung Fusarium auftreten. – Wer insbesondere an warmen Tagen in Plastiktüten seine Pilze transportiert oder aufbewahrt, schafft beste Voraussetzungen dafür, dies auch life zu erleben. Das gilt auch für Personen, die angegammelte Pilze nicht von frischen Pilzen zu unterscheiden in der Lage sind. 

Pilze und Mutterkorn
Mutterkorn-Vergiftungen (Sklerotien von Claviceps purpurea) durch verseuchtes Roggenmehl sind heute sehr selten geworden, gehörten jedoch in den vergangenen Jahrhunderten zu den gefürchtetsten Massenvergiftungen. Dass die giftigen Sklerotien (dass sind Dauermycelien des eigentlichen Pilzes) auch an anderen Grasarten zu finden sind, sollten zunächst einmal Eltern, Erzieher und Lehrkräfte wissen und ihre Kinder frühzeitig über diese Vergiftungsgefahr aufklären. 

Pilze und Schwermetalle
Einige Pilze haben die Fähigkeit mit und in den Mycelien Schwermetalle aktiv anzureichern. Diese Eigenschaften sind von Gattung zu Gattung, sowie von Art zu Art unterschiedlich stark ausgeprägt. – Über akute oder chronische Vergiftungen durch Schwermetalle ist noch nichts bekannt geworden. Verdachtsfälle liegen aber der Pilzschule vor. Bislang gilt: Nur der Genuss außergewöhnlicher Mengen von Pilzen könnte im Körper zur Anreicherung von Schwermetallen mit chronischer Vergiftung führen. Zur Diskussion stehen dabei Cadmium, Blei und Quecksilber. Ratsam ist, vorsichtshalber keine Wildpilze zu essen, die in Klärschlamm oder Müllkompostarrealen, aber auch an stark befahrenen Straßen oder in Gebieten mit intensiver Landwirtschaft gefunden wurden. Gerade bei letzteren ist zusätzlich noch mit Verunreinigungen mit Herbiziden, Pestiziden und Fungiziden zu rechnen.

Pilze und Fuchsbandwurm
Es gibt keinen einzigen Beleg dafür, dass beim Verzehr von Waldbeeren oder anderen Waldfrüchten ein Risiko besteht, sich mit dem Fuchsbandwurm zu infizieren. In wissenschaftlichen Berichten waren dagegen andere Risikofaktoren auszumachen: Nicht Pilzsammler, sondern Hundehalter sind danach gefährdet. Trotzdem sollten Pilzsammler auch aus diesem Grund frische oder getrocknete Wildpilze nie roh zu essen, sondern immer gut gebraten oder auch gekocht. Durch diese Hitzewirkung wird der Fuchsbandwurm zerstört.

Aufruf: Pilzvergiftungen mit unbekannten Röhrlingen

Pilzgifte und Giftpilze

Was viele nicht wissen: Noch ist der Speisewert der meisten Pilze gar nicht bekannt. So ist es nicht verwunderlich, dass im Rahmen der Aufklärungsarbeit in den vergangenen Jahren durch die mobile Pilzschule hier in Süd-Ost-Niedersachsen bislang drei schwere Vergiftungsfälle mit unbekannten Röhrlingen gemeldet wurden, bei denen die Pilze aber nicht bestimmt werden konnten. Beteiligt waren insgesamt zwölf Personen. Da die Ereignisse schon länger zurücklagen, konnten Pilze oder Pilzreste nicht vorgelegt werden. Die unter den Röhrlingen bekannten Giftpilze, Sekundärvergiftungen oder auch individuelle Unverträglichkeit, falsche Zubereitung etc. konnten als Ursache mit großer Wahrscheinlichkeit in diesen drei Fällen ausgeklammert werden.
Durch einen Zeitungsaufruf mit der Salzgitter-Zeitung im letzten Jahr meldeten sich drei weitere Personen in der näheren Region mit ähnlichen Erlebnissen. Eine weitere Person aus der Nähe von Bad Düben berichtete von erheblichen Problemen nach Rohgenuß eines winzigen Stückchens von einem “Steinpilz”. Da hier zumindest die exakten Fundstellen bekannt wurden, werden diese Fälle in 2008 weiter verfolgt.

Aber auch Sie können eventuell zur Aufklärung beitragen, wenn Sie uns ausführlich über einen Vergiftungsfall mit Röhrlingen per Mail berichten. Benutzen Sie bitte dazu den vorbereiteten Fragebogen im Word-Format: Fragebogen zur Pilzvergiftung 
(download ca. 27 Kb)- Herzlichen Dank.
Unter den Einsendern verlosen wir Ende 2008 insgesamt 5 Pilzlehrfilme der mobilen Pilzschule nach ihrer persönlichen Wahl.