Pilzrätsel - Bestimmungsübung und Auflösungen

Wer einen Pilz findet will auch ermitteln, wie sein Pilz heisst und ob er diesen einem Pilzessen zuführen kann. Aber nicht jedes Pilzbuch ist zur Bestimmung geeignet. Im Klartext: 98 % aller auf dem Markt befindlichen Pilzbücher gehören dazu, egal was die Buchverlage da so alles versprechen...  

Runzelhütiger Zähling (Lentinellus vulpinus)
Im November 2006
wagten sich an die Lösung des Rätsels nur sehr wenige Besucher der Homepage. Einige, wie Frau Roffmann aus Hildesheim, hatten sich endlich dazu durchgerungen, sich nun doch den Horak als Bestimmungsbuch zuzulegen. - Sonst wäre eine Bestimmung auch nicht möglich gewesen. Bravo!
Diesen offensichtlich recht seltenen Pilz fanden Jochen Holznagel aus Salzgitter und Marion Höfert aus Bad Harzburg auf einer Lehrwanderung am 4. November an einem liegenden Rotbuchenstamm mit einem Durchmesser von etwa 60-70 cm und etwa 2,5 m Länge in der Nähe von Salzgitter- Gebhardshagen.

Lentinellus vulpinus - Draufsicht einzeln_1An mehreren Stellen kamen die zumeist büscheligen Fruchtkörper von Lentinellus vulpinus (Runzelhütiger Zähling) wie aus dem oberen Bild ersichtlich dachziegelartig übereinander wachsend hervor. Die gelbbraunen Hüte hatten einen Durchmesser von 4 - 11 cm und waren auf der Hutoberfläche auffällig längsaderig gerunzelt (Bild links) und dabei zum Rand hin leicht eingerollt. Der Hutrand bei älteren Exemplaren war von dunkel- bis schwarzbraun gefärbt. Die Form der Hüte erstreckte sich von lang gezogen spatel- bis halbrund-muschelförmig. Unter dem 1-1,5 (2) mm dünnen, aber recht zähen Fleisch der Hüte befanden sich etwa 5-7 mm breite, creme- bis blaßockerfarbene recht dicht angeordnete Lamellen und Lamelletten. Die Lamellenschneide war auffällig und grob gesägt. Die Hüte der Pilze waren offensichtlich vom ausgefallenen Sporenpulver weißlich überhaucht. Stiele waren nicht erkennbar, dafür aber stielähnliche Ausformungen an der Seite der Hüte. Der Geruch der Pilze war angenehm, intensiv und etwas fruchtig, aber ohne Anisgeruch. Der Geschmack ist zunächst bitter, dann recht scharf. Ein Sporenabwurf über Nacht zur Kontrolle brachte eine kleine Überraschung, denn der Sporenstaub war nicht weiß, sondern hellocker mit einem Rosahauch in etwa B12 bei Moser entsprechend. Mit zunehmender Trocknung der Sporen verschwand der rosa Schimmer. Die mit 3,5-4,5 x 2,5-3µm recht kleinen, ovalen und warzigen Sporen besitzen einen deutlichen Appendix und strichförmige Verbindungen zwischen den Warzen. - Von denselben Fruchtkörpern wurde einen Tag darauf ein weiterer Sporenabdruck gefertigt. Zur Überraschung war die Sporenstaubfarbe nun weiß. Die Amyloidität der Sporen wurde bereits beim Mikroskopieren festgestellt. Die Bestimmung erfolgte zunächst mit dem Moser und später auch mit dem Horak.
Anmerkung: Der Pilz wurde auf einer anderen Lehrwanderung bei Langeleben im Elm schon einmal im Oktober gefunden. Bis heute ist er in der Großpilzkartierung für Deutschland nicht nachgewiesen bzw. geführt. Nur von Kreisel wird L. vulpinus als unbelegte und unbewiesene Funde (Friese 1936) und (Jung 1960) erwähnt. Die gezeigten Pilze wurden nach den ersten Nachtfrösten gefunden und waren am Fundtag längst wieder aufgetaut. Das erklärt eventuell die zunächst abweichende Sporenstaubfarbe.                           Zur Gewinnerliste

Lösung Dezember 2006

Das Rätsel zum Jahresschluss hatte viele Leser irritiert, denn genau dieser Pilz war schon im Februar 2006 der Rätselpilz. - Anstatt sich an die Fakten zu halten, wurde von vielen Teilnehmern eine “Einschätzung des Rätselschreibers” mit in die Beurteilung einbezogen. So bestimmt man aber keine Pilze...

Auf Wunsch einiger User gibt es ab NOVEMBER 2007 wieder einmal monatlich ein Pilzrätsel mit der Möglichkeit Preise zu gewinnen. Die Rätsel mit Lösungsweg stammen aus der Feder von Conny Roffman aus Hildesheim. - 

Hier schon ein Lösungsweg für das Pilzrätsel November 2007 nach Marcel Bon “Pareys Buch der Pilze” Seite 20:
Trompetenpfifferling_11a Hymenium auf der Außenseite des Fruchtkörpers (weiter mit 2)
2a Hymenium auf der Unterseite eines Hutes (weiter mit 3)
3c Hutunterseite glatt, gerunzelt, gerippt oder stachelig
(weiter mit Schlüssel 5,
S. 29)

1a Hymenophor glatt, gerunzelt, gefältelt oder gerippt (weiter mit 2)
2c Hut gestielt, Frkp auf dem Erdboden wachsend (weiter mit 9)
9a Hutrand oft lappig oder wellig, Unterseite mit Adern, Leisten oder Runzeln
- Leistenpilze, Pfifferlinge, S. 306
als Anhang noch ein Foto des gesuchten Pilzes.
Viele Grüße Conny                                               Gewinner
Anmerkung 1/2008:
Diese Pilze wurden Mitte Januar 08 noch im Solling von Günther Schier und bei Bremen von Beate von Späth gefunden.

Hier nun der Lösungsweg für das Pilzrätsel Dezember 2007 nach
Marcel Bon “Pareys Buch der Pilze”  

Bestimmungsschlüssel S. 20
1 a Hymenium auf der Außenseite des Fruchtkörpers - weiter mit 2
2 a Hymenium auf der Unterseite eines Hutes - weiter mit 3
3 a Hutunterseite mit Lamellen - weiter mit Schlüssel 1, Seite 21
Gelbstieliger Muschelseiting_1

Bestimmungsschlüssel Seite 21
1 a Fleisch faserig - weiter mit 3
3 a Stiel exzentrisch, lateral oder fehlend - weiter mit 4
4 a Spp weiß bis blass-cremelila - weiter mit 5
5 b Fleisch lederig-zäh, im Alter eher vertrocknend als verfaulend -
Sägeblättlinge und Knäuelinge, S. 124 - Gelbstieliger Muschelseitling

Hinweise zur Arbeit mit einem Bestimmungsschlüssel finden Sie auch
auf www.pilzbestimmung.org                     Gewinner

Pilzrätsel Januar 2008                   Gesucht war der Schmutzbecherling
Hier der Lösungsweg nach Marcel Bon,
Schmutzbecherling_1Bestimmungs-Schlüssel Seite 20:
1a - Hymenium auf der Außenseite des Fruchtkörpers - weiter zu 2
2b - Hymenium auf der Innenseite von becher- od. bienenwabenartigen Strukturen - weiter zu Schlüssel 3,
S. 26:

Bestimmungsschlüssel 3 Seite 26:
1a - gelatinös - weiter zu 2
2a - Fruchtkörper sitzend
- weiter zu 3
3b - kreiselförmig, Oberfläche abgeflacht oder leicht konkav
- weiter zu 4
4a - Frkp dunkelbraun bis schwarz - weiter zu 5
5b - Oberseite glatt -
Schmutzbecherling BULGARIA INQUINANS, S. 332

Anmerkung zum Januar-Rätsel
Viele unterschätzen, dass die Pilzkunde ihre eigene “Fachsprache” hat. Das sich aus Büchern anzueignen ist nicht nur sehr schwierig und zeitaufwendig, sondern fast unmöglich. Sie sollten also unbedingt einen Pilzkurs bei Pilzfreundetreff wie etwa Doppelkurs A oder Doppelkurs B aber auch den Bildungsurlaub ins Auge fassen, um die Technik der Pilzbestimmung zu erlernen. Gerade dieses Rätsel-Beispiel und der Lösungsweg machen deutlich, dass ohne Fachkenntnisse eine systematische Arbeitsweise nicht möglich ist. - Daher lagen diesmal viele Einsender mit ihren Prognosen falsch.
                                                              Gewinner

 

Auflösung mit Bestimmungsweg für das Februar-Rätsel 2008
mit Marcel Bon, Pareys Buch der Pilze, Bestimmungsschlüssel Seite 20

1a) Hymenium auf der Außenseite des Fruchtkörpers - weiter mit 2Milder Zwergmuschelseitling_1
2a)
Hymenium auf der Unterseite eines Hutes - weiter mit 3
3a)
Hutunterseite mit Lamellen - weiter mit Schlüssel 1, S. 21
1a)
Fleisch faserig, manchmal zäh - weiter mit 3
3a)
Stiel exzentrisch, lateral oder fehlend - weiter mit 4
4a)
Spp weiß - weiter mit 5
5b)
Fleisch lederig-zäh, im Alter eher vertrocknend als verfaulend -
Sägeblättlinge und Knäuelinge, S. 122 und 124.
Die Lösung lautet: Milder Zwergmuschelseitling Panellus mitis          Gewinner