So bestimmt man Pilze:  Röhrlingsschlüssel

Pilzbestimmung bei Pilzfreundetreff: Der 4. Schritt zur Pilzbestimmung


Warum eigentlich eine besondere Arbeitsweise?
Wir Menschen neigen stets und in allen Lagen dazu, bei der Lösung eines Problems den schnellsten und direkten Weg zu gehen. Wir lernen demnach durch Versuch und Irrtum. In vielen Bereichen ist dies auch völlig gefahrlos und oft macht sich ein Irrtum nicht einmal bemerkbar. Wer aber mit dieser uns angeborenen Methode einen unbekannten Pilz bestimmen will, versucht also (unbewußt) zum
(Ess-)Ziel zu kommen, indem er einen Vergleich mit Pilzbildern anstellt. Führt dieser Versuch zu einem (gewünschten) positiven Ergebnis, wird der Pilz auch gegessen. Ein Irrtum hier hätte aber bei Genuss unter Umständen ein fatales Ergebnis zur Folge. – Wir müssen also bewusst und aktiv eine andere Handlungsweise anwenden, um einen Irrtum weitestgehend auszuschließen: 

Die Bestimmung mit einem dichotomen Schlüssel ist eine Ausschlussmethode
Sie geschieht derart, indem man Schritt für Schritt die Merkmale ausklammert, die auf den zu bestimmenden Pilz nicht zutreffen. Am Ende einer Zeile mit den besser passenden Merkmalskombinationen ist dann angegeben, zu welcher Fragennummer Sie im nächsten Schritt weiter zu gehen haben. - Je genauer Sie vorher den Pilz (Schritt 1 bis 3) beschrieben haben, umso leichter fällt Ihnen jetzt die Bestimmung. 

In unserem Schulbeispiel wollen wir den weiter unten (2. Bild) abgebildeten Röhrling (hier mit gekürztem Bestimmungsschlüssel) bestimmen:

Dazu betrachten wir zunächst die Röhrenmündungen = (Poren) an der Unterseite des Pilzes (Bild 1) und beantworten die Frage, ob die 

1a Poren winzig (0,5-1 mm) rundlich: 2
oder
1b Poren weiter oder eckig: 13
sind.
Da unser Pilz winzige Poren hat klammern wir 1b aus. 1a ist also richtig und wir folgen dem Verweis auf Frage 2.

Damit wir diese Frage beantworten können, schneiden wir den Pilz der Länge nach durch und überprüfen die Beschaffenheit des Stielinneren (S = Stiel) Das Sie diesen Bestimmungsschritt ja schon in der Vorbereitung (1. Schritt zu Pilzbestimmung ) erledigten, ist die Frage auch sofort zu beantworten: 

2a S im Längsschnitt gekammert: Blaßsporröhrlinge
2b S voll, F faserig, Poren beim reifen Pilz ± gefärbt 3

Da unser Pilz keine Hohlräume im Stiel aufweist und die Poren anders als weiß (das bedeutet gefärbt) rotbräunlich sind, klammern wir mit dieser Feststellung schon mal die Gattung der Blaßsporröhrlinge ( Hasenröhrling, Kornblumenröhrling ) aus und gelangen zu Frage 3. 

Jetzt beurteilen wir das Äußere des Stiels, sowie die Beschaffenheit der Hutoberfläche
3a S oft bauchig oder flockig-schuppig, Hth glatt, mitunter schmierig, aber nicht schleimig: 4
3b S ± zylindrisch, Hth schleimig: Schmierröhrlinge 9
3c S ± zylindrisch, Hth wildlederartig-matt, fein- bis grobfilzig: 11

Da unser Pilz einen mehr oder weniger bauchigen, anstatt zylindrischen Stiel hat und außerdem keinen schleimigen Hut besitzt, klammern wir 3b und 3c aus. Weiter geht es nun mit Frage 4.

4a S schwarz- oder braunschuppig, schlank bis spindelig: Rauhstielröhrlinge
4b S glatt, genetzt oder feinflockig, oft bauchig: Dickröhrlinge 5

Da unser Pilz keinen ± schwarzschuppigen Stiel wie die Birkenpilze (Gattung Rauhstielröhrlinge) hat und der Stiel eher bauchig, als schlank bis spindelig ist, sind wir bei Nummer 5 den Dickröhrlingen angekommen.

Hier betrachten und beurteilen wir nun die Farbe der Röhrenmündungen. Da wir ja den Pilz vorher schon beschrieben hatten, ist uns die Rotfärbung der Poren nicht entgangen. Wir kommen also nun über 5e zu den Hexenröhrlingen unter Position 8.

5a Poren jung weißlich, im Alter gilbend oder grünend Dickröhrlinge Sektion Boletus (Steinpilze)
5b Poren von Anfang an gelb, F ± blauend: 6
5c Poren alt rosa, Geschmack bitter Rosasporröhrlinge
5d Poren dunkel- bis purpurbraun oder schwärzlich Düsterröhrlinge
5e Poren rot bis orange: Dickröhrlinge Gruppe Hexenröhrlinge 8

Sie hatten ja schon vorher die Hutfarbe, also genauer die Huthaut (Hth) als ± braun beschrieben. Da unser Pilz zweifelsfrei keinen grauen Hut (das wäre 8b) besitzt, haben Sie gerade eine Verwechselung mit dem giftigen Satansröhrling exakt ausgeschlossen. 

8a Hth braun bis beige-ocker oder trüborange: Hexenröhrlinge Sektion Luridi
8b Hth weiß, grau, rosa-, blut- oder purpurrot: Hexenröhrlinge Sektion Purpurei

Nachdem wir mit dieser Methode alle Pilze ausgeklammert haben, die es nicht sein können, zeigt ein Blick auf die entsprechende Seite in einem guten Pilzbestimmungsbuch in der Sektion Luridi etwa drei verbleibende Hexenröhrlinge. Von denen scheidet der eine wegen einer deutlichen Netzzeichnung (Netzstieliger Hexenröhrling - Bild links) und der andere (Glattstieliger Hexenröhrling - Bild unten) wegen ± fehlender Flocken am Stiel und weinrötliche Färbung an der Stielbasis aus.

Übrig geblieben ist der gesuchte Pilz: Der Flockenstielige Hexenröhrling (Boletus erythropus).Iin manchen Regionen wird er auch Schusterpilz genannt. Ein sehr schmackhafter Pilz. – So einfach kann Pilzbestimmung mit Pilzfreundtreff sein.

Aber wie und wo bekommt man einen solchen Bestimmungsschlüssel?
Entweder als Teilnehmer entsprechender Wochenendseminare in Wolfenbüttel oder Altenau, auf den Wochenkursen oder als neues Lehrmittel:

Über die Bestimmung von Röhrlingen ist ein Lehrfilm als VHS-Video, DVD und/oder CD zur Ansicht an einem PC erhältlich. Dieser enthält eine in drei Kapiteln gegliederte Schritt für Schritt Anleitung mit den wesentlichen Merkmalen zur Bestimmung der Familien und deren Gattungen. Grafische Übersichten erleichtern und veranschaulichen diese Beziehungen und erleichtern den Lernvorgang. Die einzelnen Arten schließlich werden wie bei einem Diavortrag kommentiert. Animationen zeigen und verdeutlichen dabei auf was es ankommt. Der Verkaufspreis beträgt 24,95 € zzgl. 2,75 € für Porto und Verpackung. – Bestellungen bitte über die Pilzhotline 0176-26190033 oder per Mail mit kompletter Wohn- und ggf. Lieferanschrift. zurück zum Seitenanfang


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