Maritterling, Georgsritterling, Mai-Schönkopf (Calocybe gambosa) Hier in Süd-Ost Niedersachsen erscheinen die Fruchtkörper dieses Pilzes von Ende April bis etwa Mitte Juni. Nach milden Wintern ist er etwas früher, schon ab Anfang April zu finden. Wegen seiner auffälligen, hellen Färbung ist er auch für ungeübte Pilzsammler leicht zu entdecken. Zudem wächst er stets gesellig, also in kleinen Gruppen oder Trupps, oft auch in Hexenringen oder Reihen über Jahre an denselben Stellen. Da hat man schnell eine komplette Mahlzeit zusammen. - Falls er es ist.
Diesen Pilz gezielt zu suchen lohnt sich nicht. Wer im genannten Zeitraum nach Morcheln oder den ersten Röhrlingen Ausschau hält, findet ihn so ganz nebenbei. Der in allen Teilen fast immer schmutzig-weiße bis cremeweiße, festfleischige Lamellenpilz, ist in der Farbe aber nicht konstant. So gibt es bisweilen auch Sippen mit ocker- bis blassbräunlichen Hut. Junge Exemplare sind fast kugelig geschlossen, kahl und am Rand auch nach dem Aufschirmen noch längere Zeit eingerollt. Die auffallend eng stehenden, weisslichen bis cremeweißen Lamellen sind wie bei allen Ritterlingen +- ausgebuchtet angewachsen. Beim Betrachten dieses Lamellenansatzes von der Stielbasis her, kann man mit etwas Phantasie die Ausbuchtungen als „Burggraben“ interpretieren. Das hat übrigens dieser ganzen Blätterpilzgruppe den Namen Ritterlinge verliehen. Der kräftige, kurze Stiel ist sehr fest, mehr oder weniger zylindrisch und an der Basis oft etwas verjüngt. Außer an diesen morphologischen Merkmalen und der frühen Erscheinungszeit ist er gut an dem sehr intensiven Geruch nach ( ranzigem ) Mehl und dem weißen Sporenpulver erkennbar.
Aber, Maipilzsammler leben gefährlich, denn hier sind besondere Vorsicht, Aufmerksamkeit und Sorgfalt geboten: Es gibt gleich mehrere Doppelgänger. So sollte sich der Unkundige auf Pilzseminaren oder Pilzkursen vor allem mit den Risspilzen vertraut machen. Aus dieser Gattung stellt der lebensgefährlich giftige Ziegelrote Risspilz (Inocybe patouillardi syn. erubescens) den klassischen Doppelgänger dar, auf dessen Konto schon einige Vergiftungen mit tödlichem Ausgang gekommen sind. Dieser auch Mairißpilz genannte Pilz kommt nicht nur an ähnlichen Stellen und teilweise zur gleichen Zeit vor, sondern ist gerade bei jungen Exemplaren ebenfalls weiß gefärbt. Erst (lange!) nach Verletzung, Druck oder auch bei Alterung erfolgt nach und nach der Farbumschlag nach dachziegelrötlich. Auch wenn keiner dieser gesamten Gattung für Speisezwecke in Frage kommt, die Gattung Risspilze sollte jeder Speisepilzsammler aus Sicherheitsgründen genau studieren. Am sichersten ist, sich dieses auf einem Pilzkurs bei Pilzfreundetreff zeigen und erläutern zu lassen. Risspilze haben nie einen Mehlgeruch und stets tabakbraunes Sporenpulver. Der auch Mai-Rißpilz (Syn. I. erubescens) genannte Pilz hat einen hohen Gehalt an dem giftigen Alkaloid Muscarin. Dieser kann abhängig von Fundort und Rasse stark abweichen. Die tödliche Giftmenge ist demnach je nach Muscaringehalt in nur 40 - 500 g Frischpilz enthalten.
Eine weitere Verwechselungsmöglichkeit besteht mit dem Riesen-Rötling (Entoloma lividum syn. sinuatum) Er ist der giftigste Vertreter der Gattung Rötlinge und kann schwere Magendarmsymptome verursachen. Entgegen der Behauptung verschiedener Pilzbuchautoren gibt es diesen Pilz nicht nur in Süddeutschland, sondern auch im Norden der Republik. Der Pilz wurde in den letzten Jahren wiederholt an verschiedenen Stellen in der Hildesheimer Region (z.B. Herr Behrend) und neuerdings auch bei Lüneburg ( Frau Eckart) gefunden, makroskopisch und mikroskopisch bestimmt und auf Seminaren den Mairitterlingen gegenüber gestellt. Bei diesem gefährlichen Doppelgänger sind die Lamellen zunächst auch weisslich, färben sich bei älteren Pilzen durch die rötlich-rosafarbenen Sporen deutlich rosa. Das kann aber nach dem Pflücken noch zwei Tage dauern! Fatal ist, dass dieser Pilz ebenfalls nach Mehl riecht. Also: Vorsicht ist geboten! Dieses Beispiel verdeutlicht, dass Bestimmungssicherheit bei Pilzen man keinesfalls aus Büchern erlangen und sich schon gar nicht als Autodidakt aneignen kann. Der sichere Weg ist daher entweder die Pilze stehen zu lassen, sich die notwendigen Sachkenntnisse durch einen Pilzlehrfilm erläutern zu lassen oder an einem der Pilzseminare bei Pilzfreundetreff teilzunehmen.
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